Im Bazar der Geschlechter
„Im Bazar der Geschlechter“ ist ein Dokumentarfilm, der die komplexe Geschlechterpolitik im Iran aufzeigt. In einer Gesellschaft, in der Geschlechtertrennung und moralische Überwachung zum Alltag gehören, bietet der Film intime Einblicke in persönliche Geschichten. Die Zeit-Ehe, eine vor Gott und dem Gesetz anerkannte temporäre Ehe, dient als legales Schlupfloch für Paare. Sie ermöglicht ihnen, eine Beziehung zu führen, ohne von der Sittenpolizei verfolgt zu werden. Der Film zeigt eindrucksvoll die Doppelmoral und Paradoxien des täglichen Lebens im Iran.
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- Sudabeh Mortezai (Director)
- Audience Rating: Freigegeben ab 12 Jahren
Die Protagonisten Reza und Maryam kämpfen mit den Herausforderungen ihres Lebens. Reza, ein alleinstehender Mann Mitte vierzig, sucht in Esfahan eine Frau für eine Zeit-Ehe, da unverheiratete Männer kaum Wohnungen mieten können. Maryam, eine geschiedene alleinerziehende Mutter, sieht in der Zeit-Ehe oft die einzige Möglichkeit, sich abzusichern. Ein junger Mullah in Teheran steht zwischen traditionellen Lehren und den modernen Bedürfnissen junger Menschen. Wie navigieren diese Menschen ihre Rollen und Freiräume in einem repressiven System?
Besetzung / Darsteller, Regie und Drehorte vom Film
Der Dokumentarfilm „Im Bazar der Geschlechter“ von 2010 dauert 85 Minuten und hat eine Altersfreigabe ab 12 Jahren. Regie führte Sudabeh Mortezai, während Arastoo Givi und Majid Gorjian für die Kameraführung verantwortlich waren. Der Ton stammt von Farrokh Fadai und den Schnitt übernahm Oliver Neumann. Produzenten waren Oliver Neumann und Wolfgang Bergmann. Der Film feierte seine Premiere beim Festival „Visions du réel“ in Nyon und wurde in Deutschland am 4. August 2011 veröffentlicht.
In der Besetzung sind Mohsen Mahmudi, Maryam und Mehri Ramezani zu sehen, die sich selbst spielen. Der Film gewann den Preis für den besten internationalen Dokumentarfilm beim Mexico DOCSDF Festival. Weltweit erzielte der Film einen Bruttoertrag von 67.945 US-Dollar. „Im Bazar der Geschlechter“ thematisiert die sozialen und kulturellen Aspekte der Geschlechterrollen im Iran und bietet einen tiefen Einblick in das alltägliche Leben der Menschen dort.
Zusammenfassung & Story vom Film „Im Bazar der Geschlechter“
„Im Bazar der Geschlechter“ zeigt die Gesellschaft im Iran, in der Geschlechtertrennung und moralische Überwachung zum Alltag gehören. Der Film zeigt, wie die Zeit-Ehe, auch Sigheh genannt, als eine vor Gott und dem Gesetz anerkannte, temporäre Ehe, als legales Schlupfloch genutzt wird. Diese Praxis ermöglicht Paaren, eine Beziehung zu führen, ohne von der Sittenpolizei verfolgt zu werden. Dabei eröffnet der Film intime Einblicke in die persönlichen Geschichten der Menschen, die in diesem System leben. Durch die Erzählungen von Männern und Frauen wird die Doppelmoral der Gesellschaft eindrucksvoll sichtbar gemacht.
Reza, ein alleinstehender Mann Mitte vierzig, sucht in Esfahan eine Frau für eine Zeit-Ehe, da unverheiratete Männer dort kaum Wohnungen mieten können. Maryam, eine geschiedene alleinerziehende Mutter, sieht in der Zeit-Ehe oft die einzige Möglichkeit, sich abzusichern. Ihre Geschichte zeigt die Härte und Herausforderungen, mit denen Frauen im Iran konfrontiert sind. Ein junger Mullah in Teheran steht zwischen den traditionellen Lehren seiner Lehrer und den modernen Bedürfnissen der jungen Menschen, die er trifft. Er versucht, einen Ausgleich zwischen Dogma und Realität zu finden.
Der Film ist eine schonungslose Bestandsaufnahme der islamischen Sexual- und Geschlechterpolitik im Iran. Die Männer verhandeln ihre Ängste und Fantasien, während Frauen um Freiräume in einem repressiven System kämpfen. Die Geschichten zeigen, wie das religiöse Dogma an Einfluss verliert und wie sich die Gesellschaft allmählich wandelt. „Im Bazar der Geschlechter“ macht deutlich, dass das Private politisch ist, indem es aufzeigt, wie das Intimleben der Bürger durch strenge Regeln bestimmt wird.
Kritiken und Fazit zum Film „Im Bazar der Geschlechter“
Sudabeh Mortezais Dokumentarfilm „Im Bazar der Geschlechter“ zeigt die widersprüchlichen Aspekte der iranischen Gesellschaft. Die Regisseurin zeigt, wie die Praxis der Zeit-Ehe, von einer Stunde bis zu 99 Jahren, als Schlupfloch genutzt wird. Mullahs verdienen daran, indem sie diese Ehen legitimieren und so eine strikte Verfolgung außerehelicher Beziehungen umgehen. Die Filmemacherin liefert einen informativen Einblick, besonders für Außenstehende, und bleibt dabei wertfrei. Technisch und ästhetisch zeigt der Film Schwächen, dennoch überzeugt er durch seine sensible und humorvolle Aufbereitung des schweren Themas.
Die Protagonisten des Films, die verschiedene Perspektiven aufzeigen, ermöglichen einen emotionalen Zugang. Reza und Maryam sowie ein junger Mullah beleuchten die Schieflage zwischen der Befürwortung der Zeitehe und der strikten Ablehnung von Prostitution und außerehelichem Sex. Die Heiratsbüros der Mullahs und ihre finanziellen Vorteile werden offen gezeigt. Mortezai bleibt eine aufmerksame Beobachterin, die Denkanreize liefert, ohne vorgefertigte Meinungen zu präsentieren. Trotz seiner formalen Schwächen ist der Film ein seltener und wertvoller Einblick in den alltäglichen Pragmatismus eines medial oft einseitig dargestellten Landes.