Katar für WM-Reisende: Die wichtigsten Fakten über das Emirat
Die Fußball-Weltmeisterschaft geht in die 22. Runde und wartet dabei mit gleich zwei extremen Neuerungen auf: Eine WM nicht nur sprichwörtlich in der Wüste gab es zuvor ebenso wenig wie eine, die in den kalendarischen Herbst- bzw. Wintermonaten stattfand. Doch auch darüber hinaus müssen Fans, die sich das Spektakel live vor Ort ansehen möchten, einiges merken. Wir liefern die wichtigsten Eckdaten.
Die Anreise
Katar liegt Luftlinie etwa 5000 Kilometer vom Herzen Deutschlands entfernt. So entspannt, wie bei der vergangenen WM in Russland, wird es in Sachen Anreise also nicht – damals konnten viele Fans je nach Austragungsort per Bahn oder sogar Auto anreisen.
Wer nach Katar will, muss sich dementsprechend wohl oder übel in den Flieger setzen. Grundsätzlich geht der Flug immer nach Doha, das ist die katarische Hauptstadt. Hier liegt mit dem Hamad International Airport der erst 2014 eröffnete Nachfolger des alten, zu klein gewordenen Doha Airports.
Was den Einstig aus Deutschland anbelangt, so haben Fans die Wahl. Allein Quatar Airways startet in Frankfurt (Main), Berlin und München. Wer mit Zwischenlandungen leben kann, kann zudem über Hamburg und Düsseldorf gehen. Der Direktflug dauert ungefähr sieben Stunden.
Die Unterbringung
Katar ist kein wirklich großes Land. Mit gerade einmal gut 11.600 Quadratkilometern Fläche ist es lediglich etwa 0,7-mal so groß wie unser Bundesland Schleswig-Holstein. Zwar verteilt sich die ganze WM, wie üblich, auf verschiedene Stadien beziehungsweise Spielorte. Da diese jedoch durch die geringe Größe des Emirats so dicht beieinander liegen, ist eine zentrale Unterbringung absolut problemlos möglich – zumindest in der Theorie.
In der Praxis lässt sich bereits jetzt absehen, dass Katar zwar die Stadien in Rekordzeit hochgezogen hat, dabei aber das Thema Unterbringung bislang deutlich zu kurz kam. Wie die Sportschau die Nachrichtenagentur AP (Associated Press) zitiert, gehen die Organisatoren der WM zwar von rund 850.000 Besuchern aus – für die gibt es jedoch laut AP-Recherche bislang nur gut 33.000 Zimmer und Apartments. Allerdings muss hierbei erwähnt werden, dass Katar nach wie vor mit Hochdruck baut – die WM ist schließlich noch einige Monate entfernt.
Dennoch sollten Fans unbedingt auf mehreren Portalen Benachrichtigungen einschalten, um sofort bei freiwerdenden Zimmern buchen zu können.
Katar und die Themen Alkohol, Sportwetten und Co.
Wer als Mitteleuropäer Fußball genießen will, der möchte dabei mitunter ganz gern ein kühles Helles genießen. Und sowieso gehört es bei einer WM längst zum Standard, in diversen Arten auf die Matches zu wetten – schließlich haben die Buchmacher bereits jetzt damit begonnen, erste Zahlen und Abschätzungen zu veröffentlichen.
In Katar allerdings dürfte es auch in dieser Hinsicht etwas anders laufen, als Fans es aus den zurückliegenden Weltmeisterschaften gewohnt sind. Prinzipiell handelt es sich bei Katar um eine absolutistische Monarchie, der Islam ist Staatsreligion und die Scharia das wichtigste Gesetzgebungsinstrument. Grundsätzlich ist das Land trocken, das heißt, Alkohol ist verboten. Jedoch: Schon seit einiger Zeit gibt es einige wenige lizensierte Hotels, die welchen ausschenken dürfen. Zurzeit verhandelt die FIFA zudem mit dem Emirat, damit diese Erlaubnis auf weitere Fan-Zonen ausgeweitet werden kann. Allerdings:
- Selbst während der WM werden Alkoholkonsum und Trunkenheit in der Öffentlichkeit strengstens verboten sein.
- In Katar gilt am Steuer eine absolute 0,0-Promille-Grenze. Maximale Vorsicht deshalb mit „Restalkohol“.
Hinzu kommt, dass schon in normalen Zeiten Alkohol in Katar sehr teuer ist. Speziell zur WM hat das Land jedoch noch eine zusätzliche Steuer erhoben. Dadurch kostet eine kleine Flasche Bier – bitte stark sein – um die zwölf Euro. Zudem erstreckt sich die Sondersteuer sogar auf Energy Drinks.
Kritischer sieht es beim Thema Sportwetten aus. Grundsätzlich ist in Katar jegliche Form von Glücksspiel untersagt und wird scharf bestraft. Zudem zensiert das Land teilweise das Internet, wobei sich derzeit noch nicht abschätzen lässt, wie sich die Situation während der WM gestalten wird – aktuell sind in dieser Hinsicht vor allem staatskritische und pornografische Websites betroffen. All diese Tatsachen sind neben den Menschenrechtsverletzungen mit ein Grund dafür, warum dieser Austragungsort so sehr kritisiert wird.
Angesichts dessen dürfte es – aus Sicht Anfang 2022 – das Beste sein, Wetten vorab in Deutschland zu platzieren, gegebenenfalls via Telefon über Bekannte in Deutschland. Letzteres ist jedoch in Katar de jure illegal, deshalb wird es nur der Vollständigkeit halber und nicht als Tipp erwähnt.
Das Klima in Katar
Katar ist zwar ein Wüstenstaat. Durch seine Lage als Halbinsel im persischen Golf herrscht dort jedoch ein ausnehmend schwüles Klima – ganztägig und ganzjährig. Dies war der Hauptgrund, warum die WM überhaupt so spät im Jahr angesetzt wurde. Nur dann herrschen in den späteren Tagesstunden erträgliche Temperaturen unterhalb von 30°C.
Generell dürfen Mitteleuropäer deshalb davon ausgehen, keine übermäßig hitzigen Bedingungen vorzufinden – entgegen den ursprünglichen Planungen sind zudem die Stadien nicht klimatisiert. Was jedoch bedacht werden muss: Wer aus typisch deutschem Spätherbstwetter nonstop anreist, sollte dies besser einige Tage vor denjenigen Spielen tun, die er besuchen will. Jetlag muss man zwar wegen lediglich zwei Stunden Zeitverschiebung nicht befürchten, aber für die Akklimatisierung in Richtung eines schwülheißen deutschen Sommerwetters können diese Tage nur Vorteile bringen.
Die Kleidung
Wo strenge Scharia-Regeln gelten, dürfen selbst Uneingeweihte vermuten, dass diese sich auch auf das Thema Kleidung erstrecken. Nach aktuellem Wissensstand dürfte hier allerdings die WM einen Sonderfall darstellen. Zwar nimmt man es in Katar grundsätzlich, besonders bei Frauen, mit stark bedeckender Kleidung sehr genau. Für die Weltmeisterschaft sind jedoch Lockerungen zu erwarten und für Ausländer keine besonderen Regeln vorgeschrieben.
Mit den folgenden Verhaltensweisen dürfte man auf der sicheren Seite sein:
- Männer sollten den Oberkörper bedeckt halten. Das heißt mindestens ein Achselshirt tragen, wenngleich ein T-Shirt nicht nur wegen der Sonne die bessere Wahl wäre.
- Frauen müssen wohl keine Kopfbedeckung tragen. Dennoch sollten sehr kurze Shorts, Röcke und Kleider tabu sein Wenn alles oberhalb der Knie bedeckt ist, sollte es keine Probleme geben. Was Oberteile anbelangt, sollten diese mehr als nur sehr dünne Träger haben und keine tiefen Einblicke gestatten.
- Grundsätzlich sollten beide Geschlechter eher lockere statt körperbetont geschnittene Stücke tragen. Das hat allerdings in der Hitze echte Vorteile.
- Was Badesachen anbelangt, sollten immer die jeweiligen Hausordnungen beachtet werden. Hier gibt es leider viele Unterschiede – naturgemäß besonders für weibliche Badebekleidung. Wirklich nirgendwo sollten Frauen jedoch das Oberteil ablegen. Da verstehen selbst sehr westlich orientierte Hotels keinen Spaß.
Neben diesen an den katarischen Regeln orientierten Tipps gelten im Land zudem solche, die aus der Realität eines heißen Wüstenstaats stammen:
- Eine möglichst breitkrempige Kopfbedeckung ist Pflicht, sonst droht selbst im Winter rasch ein Sonnenstich oder gar Hitzschlag. Gute Gelegenheit also, die Fan-Leidenschaft durch ein entsprechendes Hütchen zu demonstrieren und die bei Hitze verlaufende Schminke zuhause zu lassen.
- Clevere Katar-Reisende tragen um die Hüften oder im Handgepäck jederzeit einen dünnen Cardigan, Pullover oder mindestens ein Longsleeve mit sich. In dem Land sind die meisten Innenräume sehr stark klimatisiert. Wegen der großen Diskrepanz zu den Außentemperaturen herrscht extreme Erkältungsgefahr.
- Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor ist Pflicht. Selbst für Menschen, die Sonne gewohnt sind oder sich zuhause im Solarium vorgebräunt haben.
- Möglichst keine öffentliche Zuneigungsbekundung mit dem Partner. Das gilt sowohl für hetero- als auch ganz besonders homosexuelle Paare – Homosexualität ist in Katar verboten. Selbst, was normales Hetero-Händchenhalten anbelangt, sehen dies viele Kataris kritisch.
- Frauen sollten nur Frauen, Männer nur Männer ansprechen. Beispielsweise, um nach dem Weg zu fragen.
- Vorsicht auf der Straße. Verkehrsregeln werden in Katar teils deutlich breiter ausgelegt. Deshalb unbedingt defensiv fahren, besonders mit einem Mietwagen.
- Egal wie groß der Drang nach dem Stadionbesuch ist: Die Toilette ist der absolut einzige Ort für diese Art von Erleichterung.
- Polizisten und Militärs sind in Katar absolute Respektspersonen. Mit ihnen sollte keinesfalls verhandelt oder gegen Verhalten/Anordnungen protestiert werden. Bitte zudem keinesfalls die Kamera auf diese Menschen richten.
Dazu noch ein guter Rat, selbst wenn es die Einheimischen anders machen: Keine Sandalen. Ein Sonnenbrand auf dem Fußrücken ist unsagbar schmerzhaft.
Die Verhaltensregeln
Es sollte an diesem Punkt klar sein: In Katar geht es deutlich strenger zu als Menschen aus den meisten westlichen Ländern es gewohnt sind. Um jedoch keine Gefahr aufkeimen zu lassen, mit den Einheimischen oder gar der Polizei aneinander zu geraten, sollten die folgenden Verhaltensregeln ebenfalls beachtet werden:
Des Weiteren spricht man in Katar zwar Arabisch, jedoch gelten Persisch und Englisch als beinahe gleichwertige Handelssprachen. Fußball-Touristen dürfen also darauf gefasst sein, sowohl in Wort als auch Schrift mit Schulenglisch alles Wichtige managen zu können. Weiter sei ständig ein Blick auf das Katar-Portal des Auswärtigen Amts angeraten, um ständig auf dem Laufenden zu sein.