Verliebt, Verlobt, Verloren
Der Dokumentarfilm „Verliebt, Verlobt, Verloren„, der am 25.06.2015 in den deutschen Kinos anlief, erläutert das Schicksal der getrennt lebenden Familien. In den 50er-Jahren schickte Nordkorea viele junge Leute zur besseren Ausbildung in die DDR. Die beiden kommunistischen Staaten arbeiteten eng zusammen. Zur Ausbildung in ein anderes Land zu gehen, resultiert in jungen Pärchen mit zwei verschiedenen Wurzeln.
- Amazon Prime Video (Video on Demand)
- Renate Hong, Ruth Runge, Marga Sim (Actors)
- Sung Hyung Cho (Director) - Sung Hyung Cho (Writer) - Andreas Banz (Producer)
- Audience Rating: Freigegeben ohne Altersbeschränkung
Junge Menschen verlieben sich im Ausland und zeugen Kinder, doch nach einiger Zeit holte Nordkorea die nicht mehr allzu jungen Leute zurück. Sung-Hyung Cho, geboren und aufgewachsen in Südkorea, dreht gerne die etwas anderen Heimatfilme. Sie porträtiert interessant das spannende Thema der Zeitgeschichte, in ihrer Doku.
Verliebt, Verlobt, Verloren – Besetzung / Darsteller, Regie und Drehorte vom Film
Sung Hyung Cho, bekannt von ihren erfolgreichen Filmen „Full Metal Village“ und „Endstation der Sehnsüchte“, schaffte Dokumentationen in denen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen humorvoll und friedlich zusammentreffen. Sie schaffte für das Label – Heimatfilm einen anderen Blickwinkel. „Verliebt, Verlobt, Verloren“ ist ein Werk über einen tragischen Zeitabschnitt der deutsch-koreanischen Beziehungen. Die südkoreanische Regisseurin schrieb zusätzlich das Drehbuch und arbeitete mit Fabian Oberhem auch im Schnitt zusammen.
Die 95 Minuten sind ohne Altersbegrenzung allen zugänglich. Die Kamera führte Thomas Eirich-Schneider. Dadurch, dass sie im Alter von 24 Jahren nach Deutschland kam, fand auch die gesamte Produktion in Deutschland statt. In Marburg studierte Hyung Cho Kunstgeschichte, Philosophie und Medienwissenschaften. Ganze vier Produzenten arbeiteten für den Film zusammen. Die Namen lauten: Andreas Banz, Matthias Miegel, Dirk G. Engelhardt und Robert Thalheim. Die geldgebende Firma nennt sich Kundschafter Filmproduktion GmbH aus Berlin. Musikalisch unterlegt wurden die Interviews und Lebenseinblicke von Wolfgang Gruss.
Zusammenfassung & Story vom Film Verliebt, Verlobt, Verloren
Im Osten, vor dem Mauerfall, gab es keine Ausländer in der DDR! Das ist eine offizielle Aussage, doch die Wirklichkeit zeigte einige fremde Gesichter. Da gab es Flüchtlinge aus Chile, Fabrikarbeiter aus Vietnam oder Erntehelfer aus Angola. Für ein Studium in dem Ostteil von Deutschland brauchte es schon mehr. Entweder mussten die Menschen mit harter Währung bezahlen oder aus anerkannten Bruderstaaten kommen. Dazu gehörte auch Nordkorea, die Landsleute fand man in Hörsälen oder in den Wohnheimen. Zwischen 1953 und 1960 lud die Deutsch Demokratische Republik (DDR) viele ausgewählte nordkoreanische Studenten ein. Das sozialistische Land sollte helfen die Ausbildung zu perfektionieren, damit die gut ausgebildeten jungen Leute ihrem Land helfen können.
Chemiker, Ingenieure und Physiker verbesserten die Ausbildung. Nordkorea hatte viel im Krieg gelitten. Das Ziel der Regierung war, dass diese jungen dynamischen Menschen bei dem Wiederaufbau tatkräftig mitwirken sollten. Ohne große Vorwarnung verschwanden fast alle ausländischen Studenten mit einem Schlag. Anfang der 60er-Jahre wurden fast alle zurückbeordertet, denn die Sowjetunion überwarf sich mit China. Die Freundschaft zwischen der DDR und Nordkorea war Schnee von gestern. In der Zwischenzeit hatten diese jungen Männer Frau und Kinder. Was passierte mit der Familie? Meistens sahen die Nordkoreaner sich gezwungen ihre Familien zurückzulassen.
Sung-Hyung Cho führte Interviews mit zurückgelassenen Familienmitgliedern durch. Fragen werden geklärt, wie: Wie konnte mit dem Verlust der Person umgegangen werden? Wie ging die Familie mit dem existenziellen Verlust um? Eine unvergessliche Zeitzeugin ist Renate Hong. Gerade mit ihr findet eine längere Interviewpassage statt. Sie erzählt bis ins kleinste Detail ihre Gefühle, gemäß ihren Erinnerungen an dieses Schicksal. 1955 verliebte sich Renate in Ok-Gun. Die beiden Studierten gemeinsam den gleichen Studiengang und abends trafen sich in dunklen Parks. Nachdem Peter geboren wurde, gingen sie zum Standesamt und heirateten.
Kurze Zeit später war Renate nochmals schwanger (1962). Ok-Gun sagte, er müsste kurz in sein Land, käme aber wieder. Der kleine Uwe sah seinen Vater nie. Mutter Renate meisterte ihr Leben als alleinerziehende Mama und trat einen Job als Lehrerin an. Sie steht stellvertretend für alle weiteren Begegnungen mit nordkoreanischen Gaststudenten. Damit die fast zwei Stunden nicht trocken verlaufen, werden Fotos und Tagebuchnotizen herangezogen. An einigen Stellen helfen Illustrationen und kurze Animationsfilmchen der Vorstellungskraft auf die Sprünge.
Der Sinn des Filmes ist, die persönlichen Schicksale zu schildern oder ein Wiedersehen mit den jahrzehntelang nicht gesehenen Familienmitgliedern zu erreichen. In manchen Fällen ging es auch nur, um ein paar Informationen über die Kinder oder den Partner. Die erwachsenen Kinder sind teilweise auf der Suche nach ihrem Vater. Die Gefühle treiben sie bei der Suche an. Aus Gedanken berichten die Frauen über ihre Probleme. Die Kinder wurden „Pappchinesen“ oder „Schlitzaugen“ genannt, was zu den kleineren Sorgen und Nöten gehörte. Das Ergebnis der Doku: Ein Vater und ein Mann finden sich. Die beiden müssen feststellen, dass das Leben in Nordkorea den Menschen komplett anders geprägt hat, wie es in der damaligen DDR gedacht war.
Kritiken und Fazit zum Film Verliebt, Verlobt, Verloren
Die Fakten im Film „Verliebt, Verlobt, Verloren“ sind gut recherchiert und gefühlvoll gezeigt. Allerdings ist der Film einseitig, denn es werden nur die zurückgebliebenen Frauen mit ihren Kindern befragt. Deswegen wirkt es wie eine Anklage, ohne die andere Seite zu fragen. Es wird schnell und deutlich die Grenze zwischen Opfer und Täter gezogen. Ein absoluter Pluspunkt sind die authentischen Eindrücke des Landes.
Sung-Hyung Cho und ihre Protagonisten filmte eine gemeinsame Reise ins Land der Väter. Der Besuch wurde wirklich genehmigt und von offiziellen Stellen pedantisch überwacht. Eindrucksvoll kommt damit die Härte der Realität ans Tageslicht. Sehr angenehm ist, dass die Regisseurin immer eine fantasievolle Zuschauerin bleibt und sich nie ins Bild drängelt. Am Anfang verschönern liebevolle Animationen die Begegnungen der Frauen mit ihren koreanischen Männern. Aus der Zeit stammt auch die musikalische Untermalung. Deutsche Schlager aus den 50er Jahren verleihen den Bildern einen romantischen Tatsch. Im Laufe der Dokumentation macht diese angenehme Stimmung starken Gefühlen der Tragik Platz. Am Ende steht kein Happy End, doch ein positiver Ausblick.